Der vorliegende Band greift das viel diskutierte Paradigma der "Resilienz" auf und fragt, inwieweit belastete Kindheiten ohne lebensgeschichtliche Folgen denkbar sind. Mit diesem Ansatz wird die lebensgeschichtliche Vielfalt sichtbar, die durch ähnliche Kriegsschicksale wie Elternverlust, Flucht und Vertreibung, Aufenthalt in Lagern, körperliche und seelische Verwundung oder Zwangsarbeit entstehen kann. Dabei bezieht sich der Band sowohl auf Kinder und Jugendliche im Zweiten Weltkrieg, als auch auf Kinder, die in den aktuellen Kriegsgebieten Verluste und Traumatisierungen erfahren. Die Konzepte und Ergebnisse der Resilienzforschung werden auf die aktuellen Fragen ressourcenorientierter Beratung und Therapie bezogen. Dabei wird das Resilienz-Konzept sowohl aus der Perspektive der Bindungsforschung einer kritischen Würdigung unterzogen als auch mit den einschlägigen Erkenntnissen der Psychoanalyse in Beziehung gesetzt. Des weiteren werden Befunde aus empirischen Längsschnittstudien vorgestellt, die nach 1945 in West- oder Ostdeutschland durchgeführt wurden und die Belastungen im Lebenslauf von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein untersucht haben. Abschließend wird die wachsende Popularität des Resilienz-Themas mit einer zunehmenden Sensibilität der Menschen gegenüber den vielfachen Risiken modernen Lebens in Krieg und Frieden in Zusammenhang gebracht. Inhalt Einleitung Resilienz: Ein aktuelles Forschungskonzept in der Diskussion Cornelia von Hagen, Gisela Röper Resilienz und Ressourcenorientierung - Eine Bestandsaufnahme Klaus E. Grossmann, Karin Grossmann "Resilienz" - Skeptische Anmerkungen zu einem Begriff Zur langzeitlichen Bewältigung von Kriegskindheiten Rolf Schörken Resilienz bei Kriegsverwundeten. Ein lebensgeschichtlicher Diskussionsbeitrag Emmy E. Werner Resilienz- und Protektionsfaktoren im Lebensverlauf von Kriegskindern. Ausgewählte empirische Studien Beiträge empirischer Längsschnittstudien zur Bewältigungs- und Resilienzforschung Insa Fooken Themenrelevante Erkenntnisse aus deutschen Längsschnittstudien. Eine Einführung Elisabeth J. Sticker, Ingeborg Brandt Bonner Longitudinalstudie (BLS): Bewältigung von Entwicklungsproblemen frühgeborener Kinder bis ins Erwachsenenalter Olaf Reis Rostocker Längsschnittstudie (ROLS): Familienresilienz und intrafamiliäre Individuation in ostdeutschen Familien Matthias Franz Mannheimer Kohortenstudie: Langzeitfolgen kriegsbedingter Vaterlosigkeit Marina Schmitt Interdisziplinäre Längsschnittstudie des Erwachsenenalters (ILSE): Folgen kollektiver Kriegstraumata im Erwachsenenalter Gudrun Schneider, Georg Driesch, Andreas Kruse, Hans Georg Nehen, Gereon Heuft ELDERMEN-Studien: Alt und krank und trotzdem zufrieden? Zur Resi1ienz im Prozess des Altems Belastungsfolgen und Bewältigung - Beiträge der Bindungstheorie und Psychoanalyse Klaus E. Grossmann, Karin Grossmann Der Beitrag der Bindungstheorie zur Bewältigungsforschung Hartmut Radebold Der Beitrag psychoanalytischer Forschungspraxis: Langfristige Folgen kriegsbedingter väterlicher Abwesenheit Intervention und Prävention in Kriegsgebieten der Gegenwart Hubertus Adam, Martin Aßhauer Flüchtlingskinder - Individuelles Trauma, Versöhnungsprozess und soziale Rekonstruktion Maria Gavranidou Folgen der Jugoslawien-Nachfo1gekriege und Resi1ienzfaktoren der betroffenen Kinder Josi Salem-Pickartz Resilienzforderung in einem Flüchtlingscamp und ihre Auswirkungen auf kindliche Entwicklungsbedingungen Kollektives Trauma und Resilienz Jürgen Zinnecker Schlusswort: Ein Kommentar aus historisch-gesellschaftlicher Perspektive Autorinnen und Autoren