Wenige Konzepte haben im Bereich Public Health derart inspirierend gewirkt wie die der Salutogenese und des Kohärenzgefühls (Sense of coherence) von Aaron Antonovsky. Seine Forschungstätigkeit entwickelte er an der Frage, wie es möglich ist, auch unter schwierigsten Bedingungen gesund zu bleiben. Im wissenschaftlichen Bereich haben Antonovskys Konzept, seine Modellvorstellung und das von ihm entwickelte Erhebungsinstrument eine beachtliche Verbreitung gefunden. Allerdings zeigt sich in vielen Forschungsprojekten, dass Modell und Erhebungsinstrument nicht unproblematisch sind und zahlreiche theoretische, begrifflich-konzeptionelle und methodische Fragen offen bleiben. Eine vertiefte Auseinandersetzung und Weiterentwicklung des Beitrages von Antonovsky ist deshalb dringend geboten, gerade auch weil sein Ansatz als derzeitige theoretische Fundierung des Gesundheitsförderungsansatzes gilt. Der vorliegende Band leistet einen Beitrag zur aktuellen Diskussion des Konzeptes der Salutogenese und des Kohärenzgefühls innerhalb der Gesundheitswissenschaften. Er versammelt Beiträge zur theoretischen und konzeptuellen Weiterentwicklung, umfasst methodische Beiträge und empirische Ergebnisse und stellt salutogenetische Ansätze in der Praxis dar. Der Band bietet gleichzeitig einen allgemeineren Einblick in die Arbeitsweisen und Fragestellungen von Gesundheitsforschung und Public Health. Inhalt Petra Kolip, Hans Wydler & Thomas Abel: Gesundheit: Salutogenese und Kohärenzgefühl. Einleitung und Überblick Theoretische und konzeptuelle Weiterentwicklungen Christa M. Schneider: Philosophische Überlegungen zu Aaron Antonovskys Konzept der Salutogenese Andrea Welbrink & Alexa Franke: Zwischen Genuss und Sucht - das Salutogenesemodell in der Suchtforschung Renate Höfer: Kohärenzgefühl und Identitätsentwicklung. Überlegungen zur Verknüpfung salutogenetischer und identitätstheoretischer Konzepte Methodische Konzepte und empirische Ergebnisse Siegfried Geyer: Antonovsky's sense of coherence - ein gut geprüftes und empirisch bestätigtes Konzept? Margreet Duetz, Thomas Abel, Franziska Siegenthaler & Steffen Niemann: Zur Operationalisierung des Gesundheitsbegriffes in empirischen Studien zum Kohärenzgefühl Esther Walter, Thomas Abel & Steffen Niemann: Gesundheit als Kontinuum: Eine explorative Analyse zu den Determinanten von Minder-, Normal- und Hochgesundheit Florian Straus & Renate Höfer: Kohärenzgefühl, soziale Ressourcen und Gesundheit. Überlegungen zur Interdependenz von (Widerstands-)Ressourcen Ivars Udris & Martin Rimann: Das Kohärenzgefühl: Gesundheitsressource oder Gesundheit selbst? Strukturelle und funktionale Aspekte und ein Validierungsversuch Salutogenetische Ansätze in der Praxis Markus Fäh: Verbessert Psychotherapie die Moral? Inwiefern können grundlegende gesundheitsrelevante Lebensbewältigungseinstellungen durch psychologische Interventionen erworben bzw. verbessert werden? Uwe H. Ross: Die praktische Umsetzung des Salutogenesekonzeptes bei chronischem Tinnitus als systemischer Hörwahrnehmungsstörung Marianne Brieskorn-Zinke: Salutogenese in der Pflege - zur Integration des Konzepts in pflegerische Handlungsfelder Schlussfolgerungen und Ausblick Toni Faltermaier: Die Salutogenese als Forschungsprogramm und Praxisperspektive. Anmerkungen zu Stand, Problemen und Entwicklungschance Thomas Abel, Petra Kolip & Hans Wydler: Sense of coherence und Salutogenese. Ein Essay zur Kritik und Weiterentwicklung einer aktuellen Perspektive in der Gesundheitsforschung Die AutorInnen