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Ist Natur eine Norm der Praxis? Mit anderen Worten gefragt: Weist seine Natur dem Menschen einen Weg zum rechten – gar zu einem gebotenen – Handeln?
Seit Aristoteles wurde diese für die menschliche Lebensform gewichtige Frage mit einem unmissverständlichen ‚Ja‘ beantwortet. Die Neuzeit neigt überwiegend zu einer gegenteiligen Antwort. Denn, so wird jetzt gefragt: Was ist eigentlich Natur? Ist sie dem Menschen gleichsam als Mitgift in die Wiege gelegt, also seinem Lebensvollzug und seinen Handlungsentscheidungen mit verbindlichem Anspruch vorgegeben? Oder ist Natur – das Sein des Menschen – allein das, was der Mensch zwischen Geburt und Tod aus sich selbst macht, also bloß ein So-und-Jetzt-Sein? Ist der Mensch im Sinne normativer Natürlichkeit möglicherweise ganz und gar unbestimmt? Kurzum: Wie steht es um die Natur des Menschen und deren Anspruch auf Normativität?
Dieser Streitfrage, die heute im Für und Wider – nicht zuletzt im Blick auf die sich zunehmend verschärfende Herausforderung einer Selbstbehauptung des Humanen angesichts einer immer mächtiger werdenden Bevormundung unserer Lebensvollzüge durch Algorithmen – auf das Heftigste in Philosophie wie in Politik verhandelt wird, gehen die Beiträge dieses Buches, das viele inzwischen maßgeblich gewordene Wortmeldungen zur Sache versammelt, nach.
Vorwort.- Inhaltsverzeichnis.- 1. Zur Einführung.- 2. Die Fragestellung.- 3. Zur Phänomenologie von Normativität.- 4. Physis und Ethos – Natur und Subjektivität.- 5. Der Naturbegriff im Widerstreit – zu den Auseinandersetzungen in der Gegenwart.- 6. Biblische und theologische Kontexte.- 7. Natur als Norm?.- 8. Natur und Politik.- 9. Zur Poiesis der Natur.- 10. Zur Teleologie der Natur.- 11. Konklusionen.- 12. Lectio spiritualis: De planctu naturae – Von der Klage der Natur.- Erstveröffentlichungsnachweise.- Bibliographie.- Personenregister.- Sachverzeichnis.
Christoph Böhr ist ao. Professor für Philosophie an der Hochschule Heiligenkreuz/Wien und leitet dort die Forschungsstelle für Metaphysik.
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